Zöchling H

In den Anfängen meiner Forschungsarbeit vor knapp fünf Jahren war zu H.(einrich) Zöchling kaum etwas zu finden. Inzwischen ist eine ganz hübsche Menge an verschiedenen Exemplaren nicht nur in Wien aufgetaucht, auch ANNO hatte einiges beizutragen, ich weiß aber noch nicht, ob und wie die einzelnen Funde zusammengehören.


Es beginnt am 17. Dezember 1892 mit einem irrsinnigen Eisengießer in Graz. Wer sich von den heutigen Medien zu wenig informiert fühlt, der möge sich in die "gute alte Zeit" zurückversetzen, als die Bürger mit schonungsloser Detailliertheit von der Wiege bis zur Bahre an die Öffentlichkeit gezerrt wurden. In der Zeitschrift Kikeriki erschien schon 1881 ein böses Spottgedicht auf diese Praxis.


Am 18. August 1912 heiratet in Schärding "Heinrich Zöchling, Werkmeister der Maschinenfabrik Behams Nachfolger [...] Fräulein Cilli Wimmer, Hausbesitzerstochter." Hier könnte sich durchaus eine Verbindung herstellen lassen, denn die letzten medialen "Auftritte" führen wieder nach Oberösterreich, sogar nach Schärding zurück.


Im November 1914 taucht ein Heinrich Zöchling in der Verlustliste des Deutschen Volksblattes auf, allerdings als Angehöriger der niederösterreichischen Regimenter. Knapp eineinhalb Jahre später sind es in der "Alphabetischen Verlustliste" schon ein Heinrich und Johann Zöchling.


Der 22. Juli 1933 sorgt erstmals für Klarheit. Heinrich Zöchling inseriert in der Allgemeinen Bauzeitung. Aus dieser Einschaltung erfahren wir das Gründungsjahr 1863, die Adresse XVI., Payergasse 12 und die Telefonnummer B-41-3-89. Die Einschaltung wird im September wiederholt.

Zwei Jahre später ist schon wieder Schluss, denn "Auf Grund eines Konkursantrages wurde [...] ihm der Offenbarungseid aufgetragen."


Anfang Juni 1936 sorgt ein Kriminalfall für landesweites Aufsehen, im Rahmen dessen der "Stallbursche Heinrich Zöchling" wegen Giftmordverdacht verhaftet wird. Am 12. Oktober 1937 kommt es im Kreisgericht Wr. Neustadt zum Prozess. Der Staatsanwalt schildert Zöchling als "einen arbeitsscheuen Menschen, der seine Freiheit über alles schätzte und es auf keinem Dienstposten länger als einige Wochen aushielt." Das passt so gar nicht zu meinem Heinrich, darüberhinaus wird er freigesprochen, "da kein schlüssiger Beweis für seine Schuld erbracht werden konnte."


Dann ist es still, bis Anfang Oktober 1946, wieder in der Allgemeinen Bauzeitung, ein ganzseitiges Inserat erscheint. Adresse ist diesmal die Tautenhayngasse 33 in XV.,101, leider ohne Telefonnummer, dafür mit dem kryptischen Versprechen: "Wir liefern in absehbarer Zeit". Bis Mitte 1947 erscheinen noch zwei kleinere Anzeigen, die letzte mit der Aufforderung: "Sichern Sie sich schon jetzt Ihren Bedarf durch rechtzeitige Auftragserteilung."

Im September nimmt er an der Dritten Wiener Friedensmesse als Aussteller teil, u. a. mit Karl Schwehla & Co.


Ende des Jahres sucht er noch eine Liegenschaft, "bevorzugt in Wels, Salzburg oder Vorarlberg" und damit enden meine Wiener Funde.


1964 und 1965 taucht der Name noch ein paar Mal in der Zeitschrift der oberöstereichischen Feuerwehren auf, 1964 als Teilnehmer am 3. Oö. Zillenfahr-Leistungsbewerb und 1965 als ObLm. ebenfalls im Zusammenhang mit dem Zillenfahr-Leistungsbewerb.


Aufgrund des Inserats vom Juli 1933 und der darauf angegebenen Telefonnummer, gehören die Abdeckungen mit Heinrich Zöchling zu den ältesten Funden. Seine Hinterlassenschaften sind mannigfach und zahlreich, an manchen Fundorten kommt es gar zu Häufungen, wie an der immer wieder gerne fotografierten Kaiserstraße 58. Manche Abdeckungen befinden sich in malerischen Zuständen der Veränderung, ein Zeichen, dass die Schlösser wohl schon lange nicht mehr geöffnet und die dazugehörigen Rollbalken ebenso lange nicht bewegt wurden. Nach dem Krieg erfolgte der Wechsel von der Payergasse 12 in die Tautenhayngasse 33. Hier gibt es alleine vier verschiedene Telefonnummern nach dem IFABRUMLYZ-System, welches bis etwa 1958 in Betrieb war. Mit der Nummer Y-12-1-28 erfolgte der Umzug in die Hausnr. 35, denn die dort verwendete Rufnummer 9-23-2-39 ist nur die Umrechnung von der Wiener Wählscheibe auf die international gebräuchliche mit der 1 an erster Stelle. Das heißt für mich, dass der erwünschte Umzug in die Provinz erst nach 1958 stattgefunden haben könnte.


Mit Sicherheit war er in den Bundesländern tätig, Funde in der Steiermark, im Wein- und Mostviertel belegen dies.