Wien Museum Rosenthals Erben medial und real

Die Rosenthals  - medial und real

Anzeigen, wie die nebenstehende, ähneln dem englischen Vorbild. Sie wurden bis etwa 1881 in verschiedenen Zeitungen geschaltet.

1879_07_06_Clark & Co_Rosenthal_Werbung_Der Floh_Seite 6

Auffallend sind das wüste Durcheinander an Typographien und der Begleittext: "Wir erklären hiemit, daß wir die Erfinder dieser Gattung Roll-Läden sind, und alle Anderen, welche sich als Erfinder derselben geriren sollten, als Schwindler."

Das war praktisch die Kurzform einer jahrelangen, Zeitungspolemik genannten, medialen Auseinandersetzung zwischen E. S. Rosenthal (später auch mit Erben) und dem Mitbewerber Johann Anderle.

Sicher sehr zur Freude der Anzeigenbüros diverser Zeitungen richteten sie dabei einander aus, wer Rollbalken überhaupt und die bald folgenden Hochverschlüsse erfunden hat, und wer einzig berechtigter Anbieter für geräuschlose Rollbalken bzw. für die Geräuschlosmachung derselben ist.

Anhand der Einschaltungen lässt sich auch der

Weg nachverfolgen, den die Firma im Laufe der Jahre zurückgelegt hat. Beginnend im 1. Bezirk zwischen Graben und mehreren Stationen in der Kärntnerstraße, wo auf Nr. 5 auch eine Werkstätte gewesen ist, was man sich heute gar nicht mehr vorstellen kann. Dann taucht die Gründungsstätte in der Zeltgasse auf, in der Neubaugasse 70 könnten sie die Vornutzer eines späteren Betriebes gewesen sein. Einmalig produzieren sie im 17. Bezirk, bevor sie im zu Jahresbeginn 1887 in der Rosinagasse, auch unter verschiedenen Hausnummern, in Wien Fünfhaus sesshaft werden.


Nur wenige Monate nach der Firmengründung ist das Erscheinungsbild schon gestraffter, aufgeräumter und das Angebot um "Hall's magische Fenster-Rouleaux" erweitert. 1883_03_23_Werbung_Rosenthal_Bautechniker_Seite 7_03

"Mittelst dieser Apparate ist es möglich, sich das einfallende Licht und die Ventilation nach Belieben zu reguliren; denn mittelst derselben rollt sich der Vorhang ebenso von oben ganz herunter als umgekehrt." Nun, ja!

1874_09_24_Rosenthals Erben_Hall's magische Rouleaux-Befestiger_Übernahme durch Plczek_Neues Wiener Tagblatt_Seite 5 BILD!


Diese "neueste Erfindung aus Amerika [...], welche in der Wiener Weltausstellung so ungeheueres Aufsehen erregte" hat ein Herr A. Ungar "für den ganzen Continent vorläufig ausschließlich" vom Trattnerhof aus vertrieben, von wo im Jahr darauf Charles M. Rosenthal seine Amerikareisen anbieten wird. Dort könnte er Gefallen daran gefunden und sie in das Firmenportfolio aufgenommen haben. 1874_03_21_Rosenthals Erben_Hall's magische Rouleaux-Befestiger_Illustrirte ZEitung_Seite 19


Geradezu bescheiden nimmt sich hingegen das erste Inserat mit Nennung der Erben aus. "Lärm verursachende Rollbalken können innerhalb weniger Stunden [...] vollkommen geräuschlos gemacht werden", heißt es da unbebildert.

1883_06_21_Clark & Co_Rosenthal_Werbung_Neue Freie Presse_Seite 19


Ein Vierteljahr später erreicht sie die frohe Kunde, dass sie "von der Bauleitung der k. k. Hofmuseen mit der Lieferung ihrer geräuschlosen Rollbalken für diese Bauten betraut" wurden. ANNO 1883_09_11_Rosenthal_Lieferant Hofmuseen_Presse_Seite 10

Das Jahr 1884 beginnen sie als "Lieferanten der kaiserl. königl. Hof-Museen" mit zwei Seitenhieben. Neuer Aspekt im Rollbalkengerangel ist "der von einer Concurrenz-Firma als neueste Erfindung angepriesene, höher angebrachte Verschluss [...], der von uns schon lange [...], aber nur auf ausdrückliches Verlangen geliefert wird, weil derselbe nach unserer Meinung für den Rollbalken schädlich ist." Bzgl. Geräuschlosigkeit heißt es, dass "diese Concurrenz-Firma wegen Eingriffs in unser Patent erst neuerdings wieder abgestraft" wurde.

ANNO 1884_01_01_Rosenthal's erben_Werbung_Der Bautechniker_Seite 474


Ein Jahr danach erlangen sie ein Privilegium "auf feuersichere Panzervorhänge für Theater."

1885_01_22_Rosenthal_Privileg feuerfeste Panzervorhänge_Wiener Zeitung_Seite 17

Vertreter für Klagenfurt und Bregenz werden gesucht und die Auseinandersetzung mit Herrn Anderle wird strenger.

Gegen Ende des Jahres inserieren sie schnörkellos: "Gegenüber den seitens unserer Concurrenz ausgestreuten falschen Gerüchten, als wären wir nicht berechtigt, Rollbalken mit Hochverschluss zu erzeugen, sehen wir uns veranlasst, zu erklären, dass [...] ein ausschließliches Privilegium auf absolut geräuschlose Stahl-panzer-Rollbalken mit Hochverschluss ertheilt wurde.

1885_11_22_Rosenthal vs Concurrent_Presse_Seite 15

Anschließend feiern sie den 30.000. Rollbalken und überraschen gerade rechtzeitig zu Weihnachten als Patentinhaber mit dem "von Wächter's neuerfundenem Alarm-Signal-Apparat an Kassen, Thüren und Thoren."

1885_12_10_Rosenthal's Erben_Werbung_Signalapparat_Die Presse_Seite 8

Im Frühjahr 1886 spenden sie 5 fl. für das "Comité zur Unterstützung mittelloser Studirender", wir lernen dabei, dass die Taschen der Erben um 2 fl. (gut 30 €) tiefer waren als die der Gräfin Auersperg.

1886_05_08_Rosenthal_Comité zur UNterstützung mittelloser Studirender_Presse_Seite 10

Ein Jahr darauf treten die Rollbalken zugunsten der "Neuesten Erfindung" in den Hintergrund. "Rauch- und Ventilations-Apparate" versprechen "radicale und schnellste Abhilfe gegen Rauch, schlechte Luft und Staub", wo immer diese auftreten mögen.

1887_04_29_Rosenthal_Werbung_Rauchapparate_Bautechniker_Seite 11 BILD

Im Frühsommer 1887 bieten sie "fünf neue schöne Grabgitter" zum billigen Verkauf an und im Hochsommer sehen sie sich einer Replik von Anderle gegenüber, wonach sie "keine Berechtigung zur Erzeugung und zum Verkauf" geräuschloser Rollbalken haben.

1887_07_21_Anderle vs Rosenthal_Werbung_Neue Freie Presse_Seite 13

1887 ist ein starkes Werbejahr, wobei Sujets, Schwerpunkte und Größe wohl je nach Kundschaft variieren. Geradezu minimalistisch ist die Einschaltung in der Satirezeitschrift Kikeriki vom 11. September.

1887_09_11_Rosenthals Erben_Werbung klein_Kikriki_Seite 7 BILD

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass am 11. August 1887 beim großen Brand im mährischen Mistek auch das Löschgerätehaus der freiwilligen Feuerwehr niederbrannte. Schon ein gutes Jahr später ist diese Katastrophe Gegenstand eines Berichts in der Österreichischen Verbands-Feuerwehr-Zeitung und daraus erfahren wir, dass "statt der Thore eiserne Rollbalken von der Firma Rosenthal's Erben in Wien genommen wurden."

1888_09_20_Rosenthal_Feuerwehrhaus_Österr. Verbands-Feuerwehr-Zeitung_Seite 1

Ende 1888 wird der Firma die "Lieferung der Sonnenplachen für das kunsthistorische Museum übertragen."

1888_12_11_Rosenthals Erben_Sonnenplachen für NHM_Neue Freie Presse_Seite 4

Das Frühjahr 1889 bringt eine eindrucksvolle Auflistung des Programms. Da werden Rollwände angepriesen, "unentbehrlich in jeder Haushaltung, [...] Gartenzelte und Lusthäuser in jeder Größe, [...] Ofenschirme, [...] Waaren-, Garderobe und Bücherschränke mit Rollthüren" und natürlich die Rauchabsauger.

1889_04_25_Rosenthal_Werbung für alles_Vertreter_rosinagasse 21 und Glückgasse 2_Neuigkeitsweltblatt_Seite 32

1890 wird noch aufgestockt um "Wäsche-Dampfkocher besser und billiger als Waschmaschinen, sowie Badeöfen, die [...] für ein Wannenbad das nöthige Wasser in acht Minuten liefern."

1890_05_11_Rosenthal_Werbung_Rauchsauger_Dampfkocher_Badeöfen_Neue Freie Presse_Seite 15

Ein halbes Jahr später, es dürfte sich ein harter Winter angekündigt haben, braucht der "Moment-Bade-Ofen" schon zwölf Minuten dafür.

1890_12_14_Rosenthals Erben_Werbung Rollschutzwände_Neuigkeits Welt Blatt_Seite 8

1891 bekommen sie auch den Auftrag für alle Fenster-Rouleaux für das kunsthistorische Museum und im Anschluss wurde, vom Kaiser selbst, der Ausdruck "Allerhöchster Zufriedenheit" übermittelt.

1891_07_03_Rosenthal_Rouleaux für KHM_Bautechniker_Seite 3


Das klingt schon nach was, bei diesen Äußerungen kam es aber auf jedes einzelne Wort an. So gab es, wenn der Kaiser wirklich amused war, die "volle Allerhöchste Anerkennung", die mit diversen Auszeichnungen gekoppelt werden konnte, mit Orden oder Verdienstkreuzen etwa. Eine Stufe darunter konnten sich Industrielle und Gewerbetreibende der "Allerhöchsten Anerkennung" erfreuen und zu den Betrieben, die mit der "Allerhöchsten Zufriedenheit" vorlieb nehmen mussten, gehört der Rollbalken-Fabrikant "T. Rosenthal's Erben", immerhin! 1891_10_30_Rosenthal_Diverse kaiserliche Würdigungen nach Museumsbau_Bautechniker_Seite 8 Die Initiale T. weist darauf hin, dass man auch bei offiziellen Verlautbarungen nicht immer alles für bare Münze nehmen konnte.

Wobei sich das "Allerhöchste" wohl eher auf den Anerkennenden bezog, weniger auf die Anerkennung selbst. Die Verteilung erinnert ein bisschen an die Bewertungen im Turmspringen oder beim Eiskunstlauf.


Merkwürdig erscheint das Viereck über dem Rollbalken, in dem ein Greifzirkel oder Außentaster zu sehen sind, ein Hammer, ein Dreieck, ein Stechzirkel und vielleicht eine Kelle und/oder Schraubendreher. Schaut so aus, als wären da mehrere Zünfte vereint.

1891_07_24_Rosenthal_Werbung_Bautechniker_Seite 10 BILD

Am 18. August 1893 warnt die "Arbeiterzeitung" vor den "schlechten Verhältnissen" und beklagt die Wochenlöhne von fl. 4,20, heute etwa 68 Euro.

1893_08_18_Rosenthals Erben_Streik_ArbeiterZEitung_Seite 6

Die Rosinagasse wurde nach der Gattin des Fünfhauser Bürgermeisters Anton Leydolt benannt. Ob er seine Liebste gelegentlich Rosine nannte, ist nicht überliefert, die Arbeiterzeitung hat in dieser Notiz jedenfalls eine aus ihr gemacht.

Im Sommer 1894 geht ein Sabotageversuch eines entlassenen Heizers gerade noch gut aus 1894_07_28_Rosenthal_Rache des Heizers_Presse_Seite 10

Und zum Ende des Jahres wird ihnen der "Titel k. u. k. Hoflieferant verliehen."

1894_12_14_Rosenthal_kuk Hoflieferant_Bautechniker_Seite 7

1893 und nochmals 1895 gibt es bei den Einschaltungen markante Neuerungen. Am deutlichsten springt die "Portal-Tischlerei mit Dampfbetrieb" ins Auge. Dann gibt es erstmalig eine Telefonnummer, vierstellig und die Information "Gegründet 1795". Letzteres könnte durchaus plausibel sein, wenn man Josephs Geburtsjahr 1840 heranzieht; es gibt aber keine offizielle Bestätigung dafür, außer eben auf zwei Annoncen. Abgewandelt gibt es bis 1903 eine "Schlosserei u. Tischlerei mit Dampfbetrieb", beworben im Bautechniker, nirgendwo sonst und es gibt auch keine andere Firma, die sich so deklariert hätte.

1893_10_29_Rosenthal_Werbung_gegr. 1795_Neues Wiener Journal_Seite 11

1895_Lehmann_Rosenthals Erben_Werbung_Seite 11

1898 wird es wieder sehr verschnörkelt, so dass der neu patentierte "Sensation Thürschließer, sehr dauerhaft, praktisch und billig" fast im Gesamtbild verschwindet.

1898_04_10_Rosenthal_Werbung_Neues Wiener Journal_Seite 8 BILD

Gegensätzlicher könnte eine Anzeige nicht sein als im Frühjahr 1899 in der Architekten- und Baumeister-Zeitung.

1899_04_06_rosenthals Erben_Werbung_Architekten- und Baumeister-Zeitung_Seite 9 BILD

Nochmals verschlankt wurde die Typographie im Jahr 1902. Fünfhaus wurde im Rahmen der Eingemeindung mit 1. 1. des Jahres dem 15. Bezirk zugeschlagen, das Inserat trägt dem Rechnung, XV/1 ist zu lesen, der arabische Einser steht für das Zustellpostamt.

1902_08_03_Rosenthal Werbung_Architekten- und Baumeister-Zeitung_Seite 8 BILD

Auf derselben Seite wird mitgeteilt, dass "der Verwaltungsrath der I. Bosnischen Ammoniaksodafabriks-Actiengesellschaft, Herr Dr. Max Landau, der altbewährten Firma" als Gesellschafter beigetreten ist.

1902_08_03_Rosenthals Erben_Gesellchafter Max Landau_Bosnien_Architekten- und Baumeister-Zeitung_Seite 8

Bei einer Gläubigerversammlung in der Kanzlei des Dr. Moriz Landau wird von "Gesammtpassiven" in Höhe von 300.000 K. berichtet, gut 2,4 Millionen Euro.

1902_04_05_Rosenthal_Moriz Landau_Moratorium_Neues Wiener Tagblatt_Seite 11

Ab 1904 ist Max Landau Alleininhaber, sein Bruder Albert ab 1909 Geschäftsführer der "E. S. Rosenthal's Erben Gesellschaft m. b. H."

1909_05_16_Rosenthal ES_Werbung Ges. m. b. H._Architekten. und Baumeister-Zeitung_Seite 7 BILD

Mit falschem Apostroph

Geworben wird in Folge allerdings nur noch spärlich. "Drehtüren Patent von Kannel" kommen 1910 dazu, "Stahl- und Esslinger Rollbalken sind noch ein Thema, von geräuschlos kein Wort mehr, 1910_09_02_Rosenthal_Werbung_Drehtüren_Esslinger Rollbalken_Pester Lloyd_Seite 13

1912 folgt noch ein Patent auf  "1 neuartiges Profil von Stahlrollbalken"

1912_04_28_rosenthal ES_Neuartiges Profil von Stahlrollbalken_Wiener Zeitung_Seite 29

Anfang des Jahres 1916 gibt es einen Todesfall durch einen von E. S. Rosenthal montierten Rollbalken, Albert Landau wird zu sechs Wochen strengem Arrest verurteilt

1916_11_25_rosenthals erben_Albert Landau_Unfall Flugzeughalle Wien_Neues Wiener Journal_Seite 12


und bald danach als Geschäftsführer gelöscht. An seine Stelle rückt Stefan Pimperl, ebenfalls Rollbalkenfabrikant in Wien. 1916_04_15_Rosenthal_Pimperl Geschäftsführer_Wiener Zeitung_Seite 23

"Am 24. Juni 1925 hat sich die Gesellschaft aufgelöst und ist in Liquidation getreten", Stefan Pimperl wird zum Liquidator, heißt es in der Wiener Zeitung ein halbes Jahr später.

1925_12_04_Rosenthal_Pimperl_Liquidation_WienerZeitung_Seite 15

Gläubiger werden in den 5. Bez., Margaretenstraße 108 geschickt, unter dieser Adresse tauchen "Rosenthals E. S. Erben" 1935 ein letztes Mal im Lehmann auf. Lt. Aktenvermerk vom Amtsgericht Wien wird die Firma am 26. März 1942 gelöscht.

Hochverschluss und Sound of Silence

Zum Thema Hochverschluss sagt ein Bild mehr als viele Worte.

1884_09_26_Anderle_Werbung_Bautechniker_Seite 11 BILD

So ein Rollbalken ist schwer, nicht immer ganz leicht zu bewegen und nach einem langen Arbeitstag war es für den Handwerker oder Gewerbetreibenden angenehmer, wenn er während des einhändigen Abschließens schon sein Pfeifchen oder eine Virginier genießen konnte. Darüberhinaus waren die Schlösser vor Nässe, Schnee, Verschmutzungen und damit einhergehendem Rost besser geschützt. Wenn Sie also so einem Exemplar gegenüberstehen, dann genießen Sie den Blick in diese weit zurückreichende Handwerks- und Stadtgeschichte.

BILD Hackengasse, ganz selten ist das mittig angebrachte Schloss.

BILD Künstlergasse

BILD Magdalenentraße


Trittplatte von Woltär

A-1120-Spittelbreitengasse 33-2015-11-14 13-45-34

Damit die Rollbalken morgens nicht ganz aufgerollt werden mussten, gab es seitlich angebrachte, ein- und ausklappbare Bleche, auf denen ruhend der Verschluss nur die Türhöhe freigab oder, tiefer angebracht, nur ein schnelles Durchschlüpfen erlaubte.

Details A-1160-Friedrich-Kaiser-Gasse 45-2020-09-16 14-51-00


Die "möglichste Geräuschlosigkeit" ist anzustreben


Schon von der ersten Werbeeinschaltung an wird auf die Option der Geräuschlosigkeit hingewiesen, eine Variante, die im englischen Original fehlt. Da stellt sich natürlich die grundlegende Frage, warum nicht von Haus aus die geräuschlosen Rollbalken angeboten wurden. Über die Preisunterschiede liegen leider keine Angaben vor.


Das Gewicht spielte sicher auch bei der Geräuschentwicklung eine Rolle, wurden diese Gewölbsverschlüsse morgens mit Elan und abends womöglich mit letzter Kraft bewegt.

BERAN nachfragen

Geräusche, die die Beliebtheit von Kreide oder Fingernägeln auf Schultafeln in den Schatten stellen, abbiegenden Straßenbahnen oder

Gewicht für nervöse Pferde, nervenschwache werden zusätzlich vom Quietschen Metall auf Rost gefordert werden

Bleche laufen in hinter teils sehr hübsch gestalteten Blenden aus Holz. BILD Schlösselgasse

Auf gut geschmiert kommt's an, Umstellung auf geräuschlos geschah "vermittelst Armirung mit Rindslederstreifen" oder so ähnlich.

Hinweis auf Bericht 1887 Wellblech


"Die Rollbalken - gefährlich." heißt es 1882 in der Wiener "Morgen-Post". "Die immer mehr in Verwendung gelangenden Rollbalken bilden gegenwärtig das Object von Verhandlungen im Magistrat." Bzgl. der Lärmentwicklung beim Herablassen derselben wird unter Vorschickung "nervenschwacher Personen" und durchgehender Pferde auf eine Verordnung gedrängt, "wie dies der Pester Magistrat bereits vor Jahren gethan hat."

1882_08_06_gefährliche Rollbalken_Morgenpost_Seite 4

Und tatsächlich ist schon im September 1900 im Pester Lloyd zu lesen, dass "der Magistrat den Entwurf eines Status vorlegt, durch welchen für Geschäfte die Anwendung geräuschlos beweglicher Rollläden obligatorisch gemacht werden soll." Für die Umgestaltung bestehender Rollläden wird "ein dreijähriger Termin in Vorschlag gebracht." Darüberhinaus "wären Geschäftsbesitzer dafür verantwortlich zu machen, daß [...] durch die zum Herunterziehen benützte Stange kein Unglück verursacht werde."

1900_09_28_Rollbalken allgemein_Magistrat_Statutsentwurf_Geräuschlos_Pester Lloyd_Seite 7




Aber der Reihe nach.

1884_03_01_Rollbalken allgemein_Geräuschlos_Magistrat_ironisch_Figaro_Seite 7 BILD


Im Sommer 1884 begehren "Mehrere Curgäste" im "Badener Bezirks-Blatt", dass "aus Rücksicht für die leidende Menschheit (die Rollbalken) einer Umarbeitung unterzogen würden", ein Ansinnen, dem von Seiten der Redaktion "vollkommen beigepflichtet" wird. Von den Besitzern wird erwartet, dass sie "zum Mindesten bei der Handhabung derselben die möglichste Geräuschlosigkeit anstreben." Amüsant ist in diesem Bericht auch der erfolglose "Recurs" eines Kaufmannes, dem gerade das Geräusch gefiel und der sich durch die geräuschlosen Varianten in seinem "Vergnügen gestört fühlte." 1884_06_21_Badener Bezirks-Blatt_nerverschütternde Rollbalken_Seite 7 Knapp fünf Jahre später wird im selben Blatt von einer "commissionellen Untersuchung" berichtet. Der dazugehörige Gemeindediener, "setzte bei einem jeden Geschäfte mittelst eines eisernen Hakens die Rollbalken in Bewegung. Die Frist ist zwar noch nicht um, doch muss sich Jedermann beeilen, sonst verfällt er rettungslos der für dieses Versäumnis bestimmten Strafe" heißt es dramatisch zum Abschluss. 1889_05_28_Commissionelle Prüfung_Badener Bezirks-Blat_Seite 2 Wie langsam die Mühlen mahlen, beweisen Berichte aus den Neunzigern. In einem langen Amtsvortrag in der "Salzburger Chronik für Stadt und Land" heißt es, dass "die betreffenden Geschäftsinhaber (...) bis längstens 1. Mai 1896 ihre Rollbalken abändern" müssen. Die Lektüre dieser Angelegenheit ist wärmstens zu empfehlen. 1895_10_09_Amtsvortrag betreffend die geräuscherzeugenden Rollbalken_Salzburger Chronik für Stadt und Land_Seite 2 linke Spalte Mitte Eine Kundmachung des Brünner Gemeinderaths endet mit der Empfehlung, dass "eine ähnliche Verordnung auch der Ölmützer Gemeinderath erlassen sollte, nachdem sich hierorts dieselbe Calamität wie in Brünn beim Herablassen der Rollläden geltend macht." 1887_03_24_Rollläden_geräuschlos_MährischesTagblatt_Seite 8

Während man in Agram noch von Budapester Verhältnissen träumt, "leider gilt aber dieses Statut nicht bei uns, sondern in Budapest, obwohl es auch für uns sehr nothwendig wäre", 1898_07_30_Klage wegen Rollbalken_Agramer Zeitung_Seite 4 werden die Tiroler schon konkret, wonach "Übertretungen [...] mit Geldstrafen bis zu 100 Gulden ö. W. oder mit Arreststrafen von je einem Tage für 5 Gulden geahndet werden." 1898_11_14_Kundmachung_Innsbrucker Nachrichten_Seite 8 Die 100 Gulden entsprächen heute 1.550 Euro lt. Währungsrechner der OENB.

In Salzburg wurde inzwischen schon "verfügt, daß jede gewaltsame Handhabung der Rollbalken bei sonstiger Bestrafung [...] vermieden werde." 1895_11_21_Verbot geräuscherzeugender Rollbalken_Salzburger Volksblatt_Seite 7


Wiener Angelegenheiten Straßenlärm und Thierquälerei

In einer, wieder einmal längeren, Abhandlung vom November 1902 über "eine Reihe straßenpolizeilicher Verordnungen, insbesondere gegen den das Publicum arg belästigenden Straßenlärm", die, vom Wiener Magistrat zwar "seinerzeit" erlassen, aber häufig nicht beachtet wurden, heißt es, "was insbesondere die Rollbalken anbelangt, so werden dieselben zumeist Abends unter starkem Gerassel heruntergerissen und Früh morgens ebenso wieder hinaufgestoßen, wodurch Passanten erschreckt und Pferde scheu werden können." 1902_11_11_Rollbalken allgemein_Lärm_Geräuschlos_Neues Wiener Tagblatt_Seite 3_01


Wie falsch interpretiert und in Folge gefährlich das Geräusch der Rollbalken werden kann, zeigte sich am 12. November 1918, einen Tag nach Ende des 1. Weltkriegs. "Während einer Rede eines kommunistischen Anhängers wollte ein Teil der Menschenmenge, darunter auch rote Gardisten, ins Parlament eindringen, um eine radikale Resolution zu überreichen. [...] Rotgardisten schlugen die Fenster des Tores mit Gewehrkolben ein, worauf die Rollbalken heruntergelassen wurden. Die rote Garde behauptete nun, daß auf sie vom Parlament aus geschossen worden sei und zwar mit einem Maschinengewehr, welche Behauptung aber nicht zutrifft. Diese Annahme ist vielmehr auf das Herablassen des Rollbalkens zurückzuführen. Hierauf eröffnete die Rote Garde ein Gewehrfeuer, zum Teile in die Luft, zum Teile gegen das Parlament." Je nach Quelle wird von unterschiedlicher Seite mit unterschiedlichem Gerät geschossen. Die Angelegenheit ging relativ glimpflich ab, unter den 31 Verletzten wurde einem besondere Behandlung zuteil. "Preßleiter Brügel, der eben durch die Halle ging, wurde von einem der Schüsse an der Schläfe getroffen. Er wurde in sein Büro gebracht und dort von dem rasch herbeigeholten Professor Tandler, der der Sitzung des Personalrates auf der Galerie beigewohnt hatte, und dem Staatsrat Dr. Ellenbogen vorsichtig gebettet und versorgt. Man legte ihm, bis die Rettungsmänner erscheinen, kalte Kompressen auf, um ihm den Schmerz zu lindern. Die Schießerei draußen ging indes fort."

1918_11_13_Rollbalken allgemein_Schüsse Parlament_Arbeiter Zeitung_Seite 2_02

Lt. "Neues 8 Uhr Blatt" wurde der Leiter des Presseamtes der deutsch-österreichischen Regierung an der Wange getroffen.

1918_11_12_Rollbalken allgemein_Schüsse Parlament_Neues 8 Uhr Blatt_Seite 2_02



Die Zeitungspolemik

Das Jahr 1879 ist noch ganz jung, da erscheint im Prager Tagblatt und der Epoche an zwei aufeinanderfolgenden Tagen der erste Angriff gegen Herrn J. Anderle. Eigentlich ist es nur ein einzelner, höchst amüsant zu lesender Satz, der den Beginn einer medialen und auch gerichtlichen Auseinandersetzung der beiden Platzhirsche markiert. Diese Anwürfe kochen bis Mitte der 80er-Jahre so richtig auf und kommen erst Anfang der 90er zu einem Ende. 1879_01_25_Rosenthal Clark Anderle_Epoche_Seite 7 BILD?

Zwei Monate später nimmt man sich ein bisschen zurück und annonciert im Namen von Clark & Comp.: "Wir erklären hiemit, daß wir die Erfinder dieser Gattung Roll-Läden sind, und alle Anderen, welche sich als Erfinder derselben geriren sollten, als Schwindler."

1879_03_09_Clark & Co_Rosenthal_Werbung_Neue Freie Presse_Seite 14

Das geht so bis in den Sommer, dann scheint Pause zu sein, bis sie zwei Jahre später "nochmals" draufhinweisen und gleichzeitig erweitern, dass "alle unsere Concurrenten bereits wegen Privilegiumseingriff zu Geld- oder Arreststrafen verurteilt" wurden. 1881_06_26_Clark & Co_Rosenthal_Werbung_Die Bombe_Seite 7

Wer diese "Concurrenten" sind, wird nicht näher dargelegt. Nach Gründung einer Offenen Gesellschaft firmieren sie ab September 1882 als "E. S. Rosenthal's Erben". Im Juni 1883 heißt es in ein paar recht kleinen Einschaltungen, dass nur sie Rollbalken vollkommen geräuschlos machen dürfen, 1883_06_21_Clark & Co_Rosenthal_Werbung_Neue Freie Presse_Seite 19 bzw, dass "lt. Statthalter-Decret [...] nur wir allein berechtigt sind, geräuschlose Rollbalken zu erzeugen." 1883_06_29_Rosenthals Erben_Geräuschlos_Neue Freie Presse_Seite 13

Johann Anderle grätscht im Juli mit einem üppigeren Werbeauftritt dazwischen, indem er mehrmals hintereinander verkünden lässt, dass lt. Magistrats-Beschluss "Herr Rosenthal keine Berechtigung hat zur Erzeugung und zum Verkaufe dieser Rollbalken." 1883_07_19_Anderle vs Rosenthal_Werbung_Neue Freie Presse_Seite 14

Einen Tag nach dem Ende dieser Kampagne wird Ch. M. Rosenthal deutlicher und umfangreicher. Diese Erklärung diene "nur zur Irreführung des Publicums wie zur Reclammacherei." Er legt dar, wie das Clark'sche Patent in den Besitz seiner Firma übergegangen ist und behauptet, dass Anderle dieses Patent umgehe, "indem er mittelst unwesentlicher Aenderung die Construction des Clark'schen Systems nachahmt." Die am 5. Juli eingebrachte Klage hat Johann Anderle "wegen Eingriffs in mein gesammtes Privilegium schuldig erklärt und zur Geldstrafe von 25 fl. (knapp 370 €) verurtheilt und zugleich die Beschlagnahme des einzigen, am 11. Juli 1883 vorgefundenen Musterbalkens vollzogen." 1883_07_22_Rosenthal Ch. M._Clark_Anderle_Bekanntmachung_Wiener Allgemeine Zeitung_Seite 15

Am 12. August finden sich beide untereinander auf einer Seite des Neuen Wiener Tagblatts wieder.

1883_08_12_Rosenthals Erben_Anderle_Geräuschlos auf einer Seite_Neues Wiener Tagblatt_Seite 13 BILD

Bald danach werden die Erben "mit der Lieferung ihrer geräuschlosen Rollbalken für die k. k. Hofmuseen betraut."

1883_09_11_Rosenthal_Lieferant Hofmuseen_Presse_Seite 10

Mit diesem Status werben sie fortan relativ unauffällig, bis im Herbst 1884 die Auseinandersetzung wieder Fahrt aufnimmt.

Anfang September verkünden sie recht umfangreich, dass "Johann Anderle wegen Eingriff in unser Patent erst neuerdings wieder abgestraft" wurde. 1884_09_08_Werbung_Rosenthal vs Anderle_Wiener Sonn- und Montagszeitung_Seite 7

Das könnte sich aber auch auf die Bekanntmachung des Vorjahres beziehen, da keine genauen Zeitangaben dazu vorliegen.

Darauf antwortet die Firma Anderle ausführlich eine Woche später. Neben den zu erwartenden Zurückweisungen aller Anschuldigungen ist folgender Satz bemerkenswert: "Die Inhaber der Firma E. S. Rosenthal's Erben haben das Schlosserhandwerk nicht erlernt und besitzen deshalb auch nicht genügende Fachkenntnisse, um ein competentes Urtheil über meinen neu erfundenen Rollverschluss abgeben zu können" 1884_09_14_Werbung_Rosenthal_Anderle_Gegendarstellung_Neue Freie Presse_Seite 14

Dieser Vorwurf deckt sich mit der Vermutung, dass die Rosenthals zwar geschickte und erfolgreiche Geschäftsleute sind, aber eben keine Handwerker. In englisch-sprachigen Filmen kann man manchmal die Aufschrift "ACME" auf Last- und Lieferwagen sehen, die Abkürzung von "A company that makes everything", zu deutsch eine Firma-für-eh-Alles. Doch schon die Woche darauf erwidern die Erben: "Angesichts der naiven Bemerkung, wir hätten das Schlosserhandwerk nicht erlernt und besäßen in Folge dessen nicht genügende Fachkenntnisse, berufen wir uns ruhig darauf, daß wir die Fabrikation geräuschloser Rollbalken seit Jahren als Spezialität im Großen betreiben und daß unsere Firma wiederholt durch die Ertheilung von bedeutenden Lieferungsaufträgen, so unter Anderem der Lieferung von Rollbalken für beide

k. k. Hofmuseen, woselbst wir den früher von Herrn Johann Anderle gelieferten, gänzlich unbrauchbaren Muster-Rollbalken rekonstruiren und dessen Eisenblech durch Stahlblech ersetzen mussten, ausgezeichnet wurden, wie wir denn auch an die hohe k. k. österreichische Regierung, an die französische, englische, serbische, rumänische und egyptische Regierung wiederholt Rollbalken geliefert und uns durch die tadellose Ausführung stets die vollste Anerkennung erworben haben." In den aufgeführten Ländern könnten also womöglich noch Rollbalken zu finden sein. Was die Anschuldigungen bzgl. der unbrauchbaren Rollbalken angeht, gibt es leider keine Belege. "Um aber den Ernst und die Ruhe zu beweisen" schlagen sie Herrn Johann Anderle vor, dass beide je 3.000 fl. (gut 44.000 Euro) hinterlegen und die Angelegenheit vor einer unabhängigen Sachverständigen-Kommission klären lassen sollten.

ANNO 1884_09_23_Rosenthals Erben_Aufforderung gegen Anderle_Neues Wiener Tagblatt_Seite 10

Anfang des Jahres 1885 bringt Johann Anderle gegen Charles Max Rosenthal eine Klage wegen Ehrenbeleidigung ein.

1885_01_17_Anderle vs Rosenthal_Ehrenbeleidigung_Presse_Seite 16

Ein Vierteljahr später legt er in einem sehr ausführlichen und gut gegliederten Offenen Brief dar, dass Charles Max Rosenthal ihn im Vorfeld der Verhandlung gebeten habe, von einer Klage abzusehen. Dieser bestätigte schriftlich und mit dem "Ausdruck des Bedauerns, daß er die "Annonce 'Geräuschlose Rollbalken' vom 27. September 1884 [...] nur in der Aufregung erscheinen lassen habe und den in dieser Annonce enthaltenen Angriff auf meine Ehre zurückzieht."

"Ich ließ mich um des lieben Friedens wegen zu diesem Ausgleiche herbei" fährt Anderle fort, musste aber in weiterer Folge bemerken, dass "Herr Rosenthal versucht, mir den besseren Theil meiner Leute, welche schon theilweise 20 Jahre in meiner Fabrik arbeiten, abwendig zu machen." Konkret ging es um den langjährigen Buchhalter, der aber erklärte, "dass er mit seiner Stellung in meinem Hause zufrieden" sei. Der Brief schließt mit der Ankündigung, dass er sich nicht in eine "Zeitung-Polemik" mit der Firma E. S. Rosenthal's Erben einlassen werde.

ANNO 1885_04_23_Anderle vs Rosenthal_Offener Brief_Neue Freie Presse_Seite 13

Nicht minder umfangreich ist die "Antwort auf den offenen Brief" drei Tage später, die natürlich ebenso nach Zurückweisung aller Anwürfe damit endet, dass "wir von nun ab auf keine seiner Enunciationen in den Zeitungen eine Antwort ertheilen werden."

1885_04_26_Rosenthal vs. Anderle_Antwort auf offenen Brief_Neue Freie Presse_Seite 15

Gegen Ende des Jahres sehen sie sich dann doch veranlasst zu erklären, dass ihnen "gegenüber den seitens unserer Concurrenz ausgestreuten falschen Gerüchten [...] ein ausschliessliches Privilegium auf absolut geräuschlose Stahl-panzer-Rollbalken mit Hochverschluss ertheilt wurde." 1885_11_22_Rosenthal vs Concurrent_Presse_Seite 15

Statt persönlicher Angriffe scheint man vermehrt Wert auf die Länge des Firmennamens zu legen.

Den E. S. Rosenthal's Erben vormals Clark & Comp. Lieferanten der K. K. Hof-Museen steht

ein Johann Anderle, Erste österreichische k. k. privilegierte Roll-Läden- und Plachen-Maschinen-Fabrik (Bau-  und Portal-Schlosserei) gegenüber und hat damit deutlich die Nase vorn.

1886 tut sich bei beiden recht wenig, Taxannuitäten werden eingezahlt, Rosenthal sucht Vertreter.

1887 werden die Werbeeinschaltungen der Rosenthals noch sparsamer, Anderle wirbt mit geräuschlosem Hochverschluss

und wiederholt seine ? ? ?, wonach Rosenthal's Erben keine Berechtigung für nix haben.

1887_07_21_Anderle vs Rosenthal_Werbung_Neue Freie Presse_Seite 13

1889 reichen Johann Anderle und zwei weitere Bauschlosser Klage ein wegen der schon während der Weltausstellung erteilten Privilegien. Dieses Patent ist schon 1886 erloschen und so bekommen sie in zumindest zwei Punkten Recht.

1890 Rosenthal diversifiziert friedlich in Richtung Gesundheit und Inneneinrichtung. Anderle wettert in einer halbseitigen "!Warnung! [...] Gegen Irreführung und Täuschung." Diesmal geht es nur um den Hochverschluss und die nicht näher benannte "Konkurrenz, [...] die schon zu wiederholten Malen [...] zu Geldstrafen von mehreren tausend Gulden, eventuell Arreststrafen verurtheilt worden ist." 1890_03_16_Anderle_Werbung und Kundmachung_Neues Wiener Tagblatt_Seite 12 BILD ? ?

1891 wird der Klage gegen Anderle wegen Nichtigerklärung eines ihm am 10. April 1885 erteilten Patents teilweise stattgegeben. 1891_02_14_RosenthalvsAnderle_Rollbalken_01_WienerZeitung

1892 gibt sich Anderle relativ diskret als diesmal "größte Rollbalken- und Schlosserwaaren-Fabrik"

1892_12_08_Anderle_Werbung nur Text_Neues Wiener Tagblatt_Seite 15

Auf einer Platte lässt er sich aber irgendwann zu einem "FABRIKANT DER GRÖSSTEN K. K. PR. STAHL LÄDEN VERSCHLÜSSE" hinreißen.

Anderle A-1070-Kaiserstraße 24-2015-11-01 13-05-05

1893 werben die Rosenthals ohne Seitenhieb als "Dampfbetrieb" 1893_10_29_Rosenthal_Werbung_gegr. 1795_Neues Wiener Journal_Seite 11

und Anderle unterliegt in einer Klage auf "Nichtig- und Erlöschungserklärung" u. a. "wegen Mangels der Neuheit."

1893_09_01_Anderle_Nichtigerklärung_WienerZeitung_Seite 16

Damit scheinen die Rangeleien ausgefochten zu sein, die Werbeanzeigen laufen geringfügig weiter, ohne auf den Kontrahenten Bezug zu nehmen.

November 1916 (was macht Anderle?) erscheint schließlich noch eine Notiz über einen tödlichen Unfall durch einen Rollbalken. Darin wird der vor über 30 Jahren von Anderle getätigte Vorwurf bzgl. fehlender Kenntnisse des Schlosserhandwerks gerichtlich bestätigt. Lt. der Anklage "waren alle drei Angeklagten zur Durchführung der von ihnen übernommenen Arbeit nicht genügend fachlich vorgebildet."

1916_11_25_rosenthals erben_Albert Landau_Unfall Flugzeughalle Wien_Neues Wiener Journal_Seite 12