Johann Schubert(h) gehört zu meinen absoluten Lieblingen in der Wiener Rollbalkenszene. 1862 ist von ihm zum ersten Male die Rede. 1869 gibt es ihm zu Ehren eine Schubertgasse in Ottakring, die durch das Betriebsgelände der heutigen Ottakringer Brauerei führte. Irgendwann ging er seines "h"s verlustig, dann musste auch die Gasse umbenannt werden, da es nach magistralem Beschluss nur einen Schubert in Wien geben sollte. 1884 hat er in seiner Gasse ein als Volksbad gewidmetes Dampfbad errichtet, das der Gasse später ihren Namen gab. Wer heute danach sucht, muss sehr genau schauen. Das kleine übriggebliebene Stückchen führt auf die Thaliastraße und ist sicher eine der kürzesten Gassen von Wien.
Sein Opus magnum aber ist im Tiefen Graben unter der Hohen Brücke zu bewundern. Einweihung war 1904, die Rollbalken könnten also deutlich über 100 Jahre alt sein.
Die Innenseiten des Brückengewölbes weisen auf jeder Seite fünf schmale und vier normal breite Rollbalken auf. Man kann sich hier eine Menge hübscher, kleiner Geschäftslokale vorstellen, ein Blumenladen, ein Antiquariat vielleicht, herrlich dekorierte Auslagen, hinter denen Gourmandisen und Viktualien feilgeboten wurden.
Nichts von alledem war jemals dahinter versteckt, die Rollbalken waren von Anfang an nur zierendes Beiwerk, wie z. B. auf Wikipedia nachzulesen ist.
Die Abdeckungen gefallen mir in ihrer schlichten Eleganz, sie unterscheiden sich deutlich vom "Einheitslook" vieler Mitbewerber, ein bisschen erinnern sie mich an die Elisenlebkuchen. Sie sind nicht immer leicht zu entziffern, begegnen dem aufmerksamen Stadtwanderer aber immer wieder. Interessant ist auch das weite Betätigungsfeld des k. k. Hoflieferanten. 1908 tauchen auf einer Werbeischaltung erstmals eine 4- und 5-stellige Telefonnummer auf, auf den Abdeckungen ist keine davon zu finden. Am letzten Tag des Jahres 1918 berichtet die Neue Freie Presse vom Konkurs der Firma und dass dem Handelsgericht ein "Entwurf zur Verteilung einer 64prozentigen Abschlagsquote" vorgelegt wurde.
Hier geht's zur Geschichte dieses Betriebes, soweit ich sie bisher online recherchieren konnte.
Interessantes Detail am Rande - durch den Tiefen Graben floss einst der Ottakringer Bach Richtung Donau.