Liebermann

ROBICSEKS Nfg. - JAKOB LIEBERMANN - WIEN XVII/3 oder 8.


Dieser Fund in 1180 Wien, Gentzgasse 57, hat es mir nicht ganz leicht gemacht. Erster Anhaltspunkt war am unteren Rand des Fensterrollbalkens eine ungewöhnliche Plakette. Da das Fenster nur zu einem Drittel verschlossen war, befand sich dieser Rand deutlich über Augenhöhe, die Plakette mit dem Tele zu enträtseln, brachte kein befriedigendes Ergebnis. (s. oberes Bild)

Es blieb mir also nichts anderes übrig, als auf den Fenstersims zu springen und die Sache aus der Nähe zu beäugen. Eine Tätigkeit, der Nachbarn und Passanten gerne etwas skeptisch gegenüberstehen. Mit dem Macro gelang mir eine Abbildung, die eine fast vollständige Identifizierung möglich machte. Die Ziffer hinter dem Schrägstrich bezeichnete das zuständige Zustellpostamt und ist heute ohne Bedeutung.


Glücklich bin ich über diesen Fund, weil er die Nachfolge des gut recherchierten Leopold Robicsek dokumentiert.


Der "Bautechniker" vom 27. Januar 1905 meldet die Löschung des Inhabers "Leopold Robicsek infolge Geschäftsveräusserung", neuer Inhaber ist Jakob Liebermann, der die Firma zunächst als "Leop. Robicseks Nachfolger", später unter eigenem Namen führt. Dank dieser zeitlichen Zuordnung dürften zumindest Teile dieses Rollbalkens gute hundert Jahre alt sein.


Ebenfalls aus dem 18. Bezirk stammt das folgende Exemplar, das nach obigen Erkenntnissen eigentlich das jüngere sein sollte. Hierbei handelt es sich schon um die k. k. priv. Rollbalkenfabrik des J. Liebermann. Das Zustellpostamt scheint eindeutig die Nr. 3 gewesen zu sein. Als Adresse ist die Albrechtskreithgasse 15 angegeben, an der aber, einem Zeitungsbericht vom 19. März 1903 zufolge, damals noch die Rollbalkenfabrik des Leopold Robicsek ansässig war.


Die Albrechtskreithgasse gehört heute zu Ottakring, also 1160 Wien, warum auf der Plakette XVII zu lesen ist und wie die Zugehörigkeit der Albrechtskreithgasse zum 16. und 17. Bezirk historisch war, ist mir noch nicht ganz klar.


Die Hinterlassenschaften von Jakob Liebermann sind selten, aber durchaus noch aufzuspüren. Hier ist eine Fundstätte aus dem nordöstlichen Weinviertel.