Jauernik

Anton Jauernik war seinem 10. Bezirk sehr treu, innerhalb von Favoriten dafür recht beweglich. Fünf verschiedene Betriebsstätten sind bisher nachweisbar. Er ist noch gut im Stadtbild vertreten, vom Design sind die Funde nicht sehr variabel, die Vielfalt liegt im Detail.


Vielfältig sind auch die ANNO-Funde zu diesem Namen. Es beginnt 1880 mit einem gewalttätigen "ledigen Tuchmacher" im mährisch-schlesischen Troppau.

1885 kündigt die Deutsche Kunst- und Musik-Zeitung das "Große Wohlthätigkeits-Sommerfest in der Lang-Enzersdorfer Au" an, im Rahmen dessen u. a. ein "Coupletsänger Anton Jauernik" für heitere Unterhaltung sorgen wird.

1891 scheint es in Lang-Enzersdorf eine Hundeplage gegeben zu haben. Bei der Verhandlung gegen den "Bautechniker Anton Jauernik wegen boshafter Beschädigung fremden Eigenthums, begangen durch Tödtung einer prachtvollen Dogge" wird dieser "wegen Ausübung der Nothwehr" freigesprochen.

1911 meldet ein Schlosser Anton Jauernik beim Magistrat ein Gewerbe an, Adresse ist Wien III., Beingasse 31.

1914 werden "neue und gebrauchte Sonnenplachen billigst beim Erzeuger Anton Jauernik" angepriesen und zwar vom Margaretengürtel 10 im 5. Bezirk. Im selben Jahr wird Otto Mengerle dingfest gemacht, der seinen Lebensunterhalt durch Betrügereien in großem Rahmen finanzierte. Unter seinen Opfern findet sich auch "der Schlossergehilfe Anton Jauernik, Margareten, Jahngasse Nr. 4, dem er  nur 50 K. abnahm." 50 Kronen wären heute knapp 300 Euro, eine Menge Geld für einen Hilfsarbeiter.

            Ob dieser Informationsfülle fühle ich mich sehr zwiegespalten. Einerseits möchte ich nicht in einer Welt leben, die jederzeit diese Menge teils auch sehr persönlicher Details an die Öffentlichkeit bringen darf, andrerseits kann ich dadurch heute bei meinen Recherchen zu etlichen Betrieben aus dem Vollen schöpfen.


Während des Großen Kriegs ist es still um die Jauerniks, erst 1922 bietet Anton Jauernik einen Teil seiner Wohnung in Wien XII., Rosenhügelstraße 12 zur Miete an.

1924 sucht er von der Laxenburgerstraße 93! aus eine Schlosserei zu pachten, die Hausnummer könnte einfach ein Fehler sein, die Anzeige ist aber eine erste Datierung dieses Betriebes in annähernder Übereinstimmung mit den bisherigen Funden.

Lt. einem Inserat in der "Illustrierten Kronen Zeitung" vom 26. August 1928 wird "ein Schlosserlehrling gegen Bezahlung aufgenommen", und zwar in der Laxenburgerstraße 95. Betrachtet man die Stellenangebote dieser Zeit, dann scheint die Bezahlung nicht durchwegs üblich gewesen zu sein. Im selben Medium werden am 12. Mai 1935 "Sonnenplachen, Rollbalken, neu und gebraucht" angeboten. Standort mit Telefonnummer R 14-6-74 ist die Buchengasse 130 im 10. Bezirk.

1937 werden in Heftnummer 5, 6 und 7 der "Öffentlichen Sicherheit" Anzeigen geschaltet, die Telefonnummer lautet nun R 10-6-74.

Im August und Oktober 1947 schaltet er in der "Österreichischen Volksstimme" Anzeigen zum Kauf von Rollbalken und Scherengitter für seinen Standort in der Leebgasse 62 mit der Rufnummer U 42-7-60.

Damit endet vorerst mein Wissen über Anton Jauernik, Informationen über die Tätigkeiten in der Laxenburgerstraße 109 und der Puchsbaumgasse 60 stehen noch aus.