Adressen und Telefonnummern

Die Erweiterung der römischen Bezirksnummer durch eine arabische Zahl nach einem Schrägstrich, sowie der vorangestellte Großbuchstabe bei Angabe einer Telefonnummer ist auf Schlössern und Plaketten immer wieder anzutreffen. Beide Ergänzungen sind heute nicht mehr üblich und bedürfen einer näheren Erklärung.


Zu diesem Behufe habe ich mich an die Sammlung "Information & Kommunikation" des Technischen Museums Wien gewandt und darf die Mails von Herrn Dr. Mirko Herzog hier wiedergeben.


Bei der Adresse gab es schon Vermutungen in Richtung Zustellpostamt, die umfangreich bestätigt wurden:


"Bei Adressangaben war mit der arabischen Ziffer die Nummer des Zustellpostamts gemeint. Bei nach Wien adressierten Briefen bezeichneten die römischen Ziffern den Stadtbezirk und die arabischen nach dem Schrägstrich die Postamtsnummer, von dem aus die Bezirkspost rayonsmäßig verteilt wurde. Zumindest, wenn man als Schreiber brav die Vorschriften befolgte. Es war von der Post seit den 1890er Jahren/1900 gewünscht, dass man auch die Postamtsnummer hinzusetzte – vor allem Firmen befolgten dies – und jedes Jahr gab es von der Post aktualisierte Auflistungen der Postamtsnummern in Buchform, die in den Postämtern für die Kunden auflagen (kaufen konnte man sie nicht). 


Das System dürfte bis in die Zwischenkriegszeit in Verwendung gestanden sein – konkreter kann ich es ohne Recherche nicht sagen - , kam aber wohl nur lückenhaft und ausschließlich unter Korrespondenzpartnern aus bzw. innerhalb Wiens zur Anwendung. Wer außerhalb Wiens wusste schon die Nummer des Zustellpostamts, wenn er einen Brief oder eine Ansichtskarte nach Wien schickte, und selbst innerhalb Wiens wird der Kreis derer, die aktuelle Postamtsnummern im Kopf hatten, wohl auf Behörden und Firmen beschränkt gewesen sein…"


Die Sache mit den Telefonnummern gestaltete sich schwieriger, da wusste im Freundes- und Bekanntenkreis niemand mehr Bescheid, ein Zauberwort zur Lösung lautet "IFABRUMLYZ" oder wer's alphabetisch will "ABFILMRUYZ".


Ich darf auch hierzu Herrn Dr. Herzog zitieren:


"Das für das Wiener Ortsnetz gültige System einer Kombination aus den vorangestellten Buchstaben IFABRUMLYZ und fünfstelligen Nummern wurde aus vermittlungstechnischen Gründen - in Erwartung sich rasant mehrender Telefonanschlüsse - eingeführt. Die technischen Vorarbeiten begannen am 14. April 1914 und waren kriegsbedingt erst am 27. Juni 1925 abgeschlossen. Die Umschaltung auf die neuen Nummern mit Buchstaben begann am 29. August 1927 und war am 3. August 1928 abgeschlossen. Das System war gültig bis 1957.


Die etwas rätselhafte Buchstabenfolge IFABRUMLYZ hat zu verschiedenen Erklärungsversuchen geführt; mir ist nur bekannt, dass sie seinerzeit nach rein phonetischen Gesichtspunkten (bessere Verständlichkeit beim Durchsagen am Telefon) zusammengestellt wurde."


Die folgenden beiden Seiten stammen aus "Telefonnummern in Österreich" von Adalbert Dirnbeck.


Wer noch tiefer in diese Materie eindringen will, dem seien Stefan Hille: „Die Neugestaltung der Wiener Fernsprechanlagen“ (1929), 2 Teile. In: „Elektrotechnik und Maschinenbau“, Heft 25 und 26, Wien 23./30. Juni 1929 und die Österreichische Postrundschau 1956, Heft 93, Juni 1956, S. 8-9 (Rückblick und Ausblick auf neues Nummernsystem) empfohlen.